Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, der Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.
In dieser Ausgabe: San Jose Sharks
Die San Jose Sharks befinden sich in einem Rebuild. Die Saison 2022/23 schlossen die Nordkalifornier als viertschlechtestes Team der NHL ab. Somit wurden die Stanley Cup Playoffs bereits zum vierten Mal in Folge verpasst. Für die neue Saison 2023/24 gibt es nur wenig Hoffnung, dass diese Negativserie reißen wird. Gleichzeitig nimmt der Neuaufbau nach Trades, Free-Agent-Signings und mit vielen neuen Talenten weitere Formen an.
Die wichtigsten Veränderungen im Kader
Erik Karlsson ist kein Shark mehr! Der beste Verteidiger der Liga (gewann 2022/23 zum dritten Mal in seiner Karriere die Norris Trophy) wurde in einem Drei-Team-Trade zu den Pittsburgh Penguins transferiert und hinterlässt als Top-Scorer (Karriere-Jahr mit 25-76-101 in 82 Spielen) eine riesige Lücke in San Jose. Als Abgänge stehen zudem Spieler wie Torwart James Reimer (jetzt Detroit Red Wings) oder die Stürmer Noah Gregor (Free Agent), Steven Lorentz (Florida Panthers), Andreas Johnsson (Pittsburgh Penguins) und Evgeni Svechnikov (Kazan, KHL) fest.
Neu in der Bay Area sind erfahrene Spieler wie Verteidiger und Stanley Cup Champion Jan Rutta (2020 und 2021 mit dem Tampa Bay Lightning) sowie die Stürmer Mike Hoffman und Mikael Granlund, die zusammen mit einem Erstrunden-Draftpick im Karlsson-Trade zu den Sharks wechselten. Während Rutta (33) vor allem Physis mitbringt, stehen Hoffmann (33) und Granlund (31) für Tempo, Torgefahr und spielerische Elemente. Das wiederum gilt auch für Anthony Duclair (27), der via Trade von Vize-Meister Florida Panthers in San Jose landete. Filip Zadina (23, zuletzt Detroit Red Wings), der als Free Agent bei den Sharks unterschrieb, hofft nach dem Tapetenwechsel auf einen Karriere-Schub und erweitert den tschechischen Block (Tomas Hertl, Rutta, Radim Simek). Auf sein längst überfälliges erstes NHL-Spiel ist der deutsche Offensivverteidiger Leon Gawanke (24) aus, der von den Winnipeg Jets akquiriert wurde. Mit MacKenzie Blackwood (26, zuletzt New Jersey Devils) soll ein neuer Torwart den Konkurrenzkampf schüren.
Schlüsselspieler
Vom tragenden Grundgerüst der letzten Jahre sind nur noch Kapitän Logan Couture, Center Tomas Hertl und Verteidiger Mario Ferraro übrig. Couture schloss die Vorsaison als zweitbester (27-40-67), Hertl als drittbester Scorer (22-41-63) ab. Ferraro dürfte nun in die Rolle des Abwehrchefs hineinwachsen. Schlüsselrollen werden außerdem die Neuzugänge Hoffman, Granlund, Duclair und Rutta mit ihrer Erfahrung einnehmen. Ein Musterprofi mit Vorbildfunktion ist der deutsche Mittelstürmer und Stanley Cup Champion Nico Sturm.
Spieler aus DACH
San Jose geht 2023/24 mit den zwei genannten deutschen Spielern an den Start: Center Sturm und Offensivverteidiger Gawanke. Sturm erarbeitete sich in der Vorsaison die Rolle des Drittreihen-Centers. Der Unterzahl-Experte wurde zudem vermehrt im Powerplay eingesetzt und spielte ein Karriere-Jahr: In 74 Spielen steuerte der 28-jährige Augsburger 26 Scorerpunkte (14-12-26) bei. Wichtig ist er auch für das Mannschaftsgefüge, denn Sturm geht mit seiner Arbeitseinstellung und Moral als gutes Beispiel voran (siehe Extra-Story).
Gawanke hatte indes mit dem Kapitel Winnipeg Jets abgeschlossen und bei den Adler Mannheim einen DEL-Vertrag unterschrieben. Die Sharks aber öffneten noch einmal das Tor zur NHL und sicherten sich die Dienste des 24-jährigen Berliners für die kommende Saison. Er ist ein guter Schütze und Puckverteiler an der blauen Linie. In 207 AHL-Spielen für die Manitoba Moose erzielte er 114 Punkte (35-79-114). In der abgelaufenen Saison war er mit 45 Punkten (20-25-45) in 68 AHL-Spielen sogar der punktbeste Abwehrspieler bei den Moose. Eine Chance bei den Jets erhielt er trotzdem nie.
Neu im Stab ist außerdem Österreicher Thomas Vanek (39). Der ehemalige NHL-Stürmer (14 Saisons, 1029 Spiele, 373-416-789) wird als Amateur-Scout im Raum Minnesota für die Sharks tätig sein.
Stärken
In den letzten beiden Jahren konnten die Sharks trotz des sportlichen Misserfolgs ein gutes Penalty Killing vorweisen: 2022/23 waren es 82,4 Prozent (geteilter 7. Platz), 2021/22 sogar 85,2 Prozent (2.) Erfolgsquote. Dank einer guten Einstellung in Sachen geblockte Schüsse (812 in 2022/23, 3.) dürfte das PK auch in der neuen Saison wieder gut funktionieren. Trotz der Abgänge offensivstarker Spieler wie Karlsson und Timo Meier (der Schweizer Power Forward wurde noch vor der Trade-Deadline zu den New Jersey Devils transferiert) hofft San Jose durch die Neuzugänge Duclair, Hoffman und Zadina auf Schwung und mehr Geschwindigkeit in der Offensive (in der Vorsaison 2,84 Tore/Spiel, Rang 25).
Verbesserungspotenziale
Diese gibt es insbesondere im Defensivbereich: Die Abwehr war in der Vorsaison löchrig (3,84 Gegentore/Spiel, 30.), ferner gab es keinerlei Konstanz beim Goaltending. Mit Blackwood und Kaapo Kahkonen haben die Sharks keinen Top-Torhüter, nach dem Abgang von Karlsson auch keinen Elite-Verteidiger mehr. Zudem fehlt es an Physis im Sturm, hier hat Meier eine klaffende Lücke hinterlassen, die nur schwer zu füllen sein dürfte. Es drohen also viele Gegentore.